RE: Los geht's ... - 3

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Juhnke, Harald

Sein Leben opferte er der Unterhaltung des Massenpublikums. Aus Lust, aus Sucht, aus anarchischer Opposition gegen alles Gelackte, Geflunkerte und Barocke der Unterhaltungsbranche - wer kann das wissen? Der Sohn eines Polizeibeamten, geboren inmitten der kleinbürgerlichen Welt des Berliner Wedding, steuerte ziemlich zielsicher auf die im Nachkriegsdeutschland vakante Rolle des Taugenichts zu, des Gegenentwurfs zum nüchternen Hausvater mit Reihenhaus, wohlerzogenen Kindern und geheucheltem Interesse an Bildung. Während der fünfziger und sechziger Jahre durchlief Juhnke die hohe Schule des (zu Unrecht) als niedrig angesehenen Boulevard auf der Bühne und vor der Kamera. "Jungfrau auf dem Wolkenkratzer" hießen da die Theaterstücke, und die Kinostreifen lockten mit Titeln wie "Drei Mädchen spinnen" oder "Gruß und Kuss vom Tegernsee". Dann, erst Mitte der siebziger Jahre, küsste ihn das Fernsehen. Der Mann mit dem halbseidenen Schick eines Galgenvogels konnte schließlich auch Frank Sinatra imitieren und war damit die ideale Allzweckwaffe für die verschiedenen Sparten des Mediums: Von Peter Frankenfeld übernahm er 1979 die Show "Musik ist Trumpf", in den Serien "Ein Mann für alle Fälle" und "Ein verrücktes Paar" berlinerte er dem Klischee von der angeblichen Einheit von Herz und Schnauze hinterher. Doch andere TV- und Filmarbeiten zeigten den bitteren Harald: In "Schtonk" gelang Juhnke die böse Karikatur eines opportunistischen Pressefunktionärs, der auf den Hitler-Tagebuch-Schwindel hereinfällt. Seine Hauptrolle im Fallada-TV-Film "Der Trinker" war ebenso wie sein "Hauptmann von Köpenick" am Maxim Gorki Theater der zeitweise geglückte Versuch, dem zu entkommen, womit der Zeitungsboulevard seine Leser seit Jahren fütterte, dem Bild eines saufenden Schwerenöters. Juhnkes Alkoholsucht war in Wirklichkeit eine Tragödie; seine Versuche, die Rückfälle zu verharmlosen, nichts als Koketterie - eine Koketterie, die die Medien gern teilten. 2001 wurde er in ein Pflegeheim für Demenzkranke eingewiesen. Harald Juhnke starb am 1. April 2005 in der Nähe Berlins.

http://www.youtube.com/watch?v=TMA5znSKzFw

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